4. Februar 2025 | Parteileben

Nachruf auf Reiner Prölß

Kein Alt-Text zur Verfügung gestellt. Bild: Giulia Iannicelli, Stadt Nürnberg

Gemeinsam mit seiner Familie und vielen Genoss*innen, Weggefährt*innen und Freund*innen mussten wir uns Anfang Februar in einer bewegenden Trauerfeier von Reiner Prölß für immer verabschieden. Er ist im Alter von 71 Jahren verstorben, keine fünf Jahre nach seinem Abschied vom Amt als Referent für Soziales, Jugend und Familie, in dem er seit 2005 Nürnberg als solidarische Stadtgesellschaft maßgeblich mitgeprägt hat.

Auch unsere Nürnberger SPD hat Reiner viel zu verdanken. Aus einem von langer sozialdemokratischer Tradition geprägten Elternhaus kommend hat er als Bezirksvorsitzender der Falken in den 70er Jahren sowie Vorsitzender des Kreisjugendrings zu Beginn der 80er früh Führungsverantwortung übernommen und dabei Projekte wie die Jugendbildungsstätte Burg Hoheneck, das Jugendzentrum Bleiweiß oder die Städtepartnerschaft mit Krakau angeschoben.

Dabei hat er, wie Uli Maly in seiner Trauerrede beeindruckend schilderte, seine Persönlichkeit und all die Fähigkeiten entwickelt, die so viele von uns in der freundschaftlichen Zusammenarbeit später erleben durften. Reiner war immer auf der Höhe der Zeit, klar in der Analyse, was ist und daraus folgend, was die Ziele sein sollten. Er war überzeugt, dass man für wirksame Ergebnisse in Politik und Verwaltung Kulturen und Strukturen berücksichtigen und verändern muss. Dass man dafür gute Konzepte, aber eben auch eine Strategie, einen Plan zur Umsetzung braucht. Und dass es ohne energischen persönlichen Einsatz nicht geht, aber auch nicht ohne gute Mitstreiter*innen. Dafür hat er sich die Zeit genommen, er war ansprechbar, diskussionsfreudig und humorvoll. Sein großer Freundeskreis und sein immenses berufliches Netzwerk waren eng verbunden und letztlich Basis seines erfolgreichen Weges.

Als studierter Pädagoge fand er sein Lebensthema in der Jugend- und Sozialverwaltung der Stadt Nürnberg. Immer in der Verbindung von tiefer Fachkenntnis, modernem Verwaltungsmanagement und klarer Führung hat er seit Mitte der achtziger Jahre konkrete Projekte realisiert, die heute noch Bestand haben: von der Jugendberufshilfe, der NoA-Gründung, der Kinder und Jugendhäuser, später der Reform der Sozialen Dienste bis hin zum Ausbau der Kinderbetreuung in Nürnberg. Die Verbesserung der Lebens- und Entwicklungsbedingungen von jungen Menschen und Familien hat ihn umgetrieben, ihn zu einem der profiliertesten Fachpolitiker der Jugend- und Sozialpolitik auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene werden lassen. Seine Vorsitze in der Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe und im Sozialausschuss des Bayerischen Städtetages waren Ausdruck dieses Einsatzes.

Aber er war nie nur Fachpolitiker, sondern hat Politik und Gesellschaft immer umfassend gedacht und sich dabei selbst nicht geschont. Stark geprägt von Antonio Gramsci und dessen Satz vom „Pessimismus des Denkens, dem der Optimismus des Handelns gegenüber stehen muss“, ist Reiner Prölß in der Nürnberger SPD nach der Niederlage bei der Kommunalwahl 1996 als stv. Vorsitzender in die Verantwortung gegangen. Reiner hat gemeinsam mit Günter Gloser, Gebhard Schönfelder und vielen anderen die Basis gelegt für die gewonnene OB-Wahl 2002 von Uli Maly und eine fast zwei Jahrzehnte dauernde SPD-Mehrheit im Nürnberger Rathaus. Dass die Nürnberger SPD in dieser langen Zeit bundesweit um ihre Erfolge beneidet wurde, hat maßgeblich mit Reiners damaliger Kärrnerarbeit zu tun.

Doch für Reiner waren SPD-Wahlerfolge nie Selbstzweck, sondern immer die Voraussetzung, um unser Land und unsere Stadt voranzubringen und gerechter zu machen. Dementsprechend ist die Liste seiner erfolgreichen Projekte als Referent für Soziales, Jugend und Familie ab 2005 lang: die Einführung des „Orientierungsrahmens für eine nachhaltige Jugend-, Familien-, Bildungs- und Sozialpolitik“, Sozialraumorientierung, Armutsbekämpfung, Inklusion, Weiterentwicklung der sozialen Trägerlandschaft in Nürnberg. Später dann das Nürnberger Modell der Kooperation von Schule und Jugendhilfe, die Integration Geflüchteter, Seniorennetzwerke, Pflegeinfrastruktur und die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements. All dies hat er mit vielen strategischen Partnerschaften umgesetzt. Zum Thema „Menschen in Arbeit bringen“ hat er eine enge, bundesweit beispielhafte Zusammenarbeit zwischen Arbeitsagentur, Jobcenter, NoA und Stadt geschmiedet. Und er hat viel für die Akzeptanz der Sozialpolitik in Nürnberg durch effizientes Management und Kosteneffizienz erreicht. Im Stadtrat war er parteiübergreifend geschätzt, sein Erbe bleibt und wird von unserer Sozialreferentin Lisa Ries erfolgreich weiterentwickelt.

Sein treibendes Motiv über all die Jahre: mehr soziale und kulturelle Teilhabe sowie Lebenschancen für möglichst viele Nürnberger*nnen unabhängig von Alter, Herkunft und Geldbeutel. Nochmal Antonio Gramsci: „Leben heißt, Partei ergreifen“. Es gibt wenige, die das so verkörpert haben wie Reiner Prölß.

Die Nürnberger SPD hat einen ihrer klügsten Köpfe und einen unermüdlichen Kämpfer für eine gerechtere Gesellschaft verloren. Wir alle einen treuen Freund, einen guten Kollegen und einen mitfühlenden Menschen. Unsere Anteilnahme gilt seiner Frau Margit, seinen Kindern Tasja und Timo und allen, die um ihn trauern.

Er wird fehlen, sein Vorbild bleibt.